Tritt kürzer. Schalte runter. Gehe langsam.

Hoffentlich, endlich, müde

Ich habe auf so vieles Lust, an so vielem Interesse, aber ich mute mir zu viel zu. Das Leben an sich und meine Produktivität machen mich müde. Oh! Ja, kein Wunder.

Ich habe heute frei. Ein echter Luxus. Aber statt vor Freude durch meine Werkstatt zu hüpfen bin ich einfach nur müde. Es hat schon seinen Grund, dass die im Subtitel genannten Metaphern etwas mit Bewegung zu tun haben. Schalte runter. Nebenbei betrachtet zeigt die Metapher auch, wie sehr sich das Auto in unsere philosophische Gedankenwelt eingeschlichen hat. Schalte runter. Oder ist diese sprachliche Formel noch älter und kommt aus der Maschinenbedienung? Auch Drehbänke hatten schon früh Gänge, und wenn die Drehzahl zu hoch war, der Drehstahl sich zu schnell abnutzte, das Ergebnis nicht gut genug wurde, dann schaltete man die Maschine einen Gang runter, reduzierte die Drehzahl. Viele Drehbänke haben in niedrigeren Drehzahlen mehr Drehmoment. Also mehr Kraft. Weniger Drehzahl bedeutet auch weniger Frequenz, eine nahe Verwandte des Taktes. Der Takt führt uns zur Musik, die Musik zu unserem Herzen.

Was ist eigentlich Erholung?

Hobbys. Leben. Arbeit.

Heute merke ich, dass meine Schlagzahl zu hoch ist; ich bin überfordert von all jenem, mit dem sich meine Hände und mein Kopf beschäftigen. Ich fühle mich gerade so, als wünschte ich die Menschen zu beneiden, die nur genau eine Sache machen, ein Hobby haben: etwa nur Schreiben, nur Nähen oder nur Reisen. Wie einfach könnte das Leben sein?  
  
Aber auch ein wenig eintönig und Eintönigkeit liegt mir überhaupt nicht. Ich bin multiinteressiert, in vielen Beziehungen ein Kind, dass sich für immer neue Spielzeuge begeistert. Andererseits möchte ich aus mir einen ganzen Menschen machen, der möglichst viele Dinge beherrscht. Ein Gedanke, der mich wie wenige andere ausgzeichnet beschreibt und irgendwann noch näher erläutert gehört.

Nur gerade heute merke ich, dass ich, vielleicht auch durch die Zeitumstellung, doch ein wenig müde bin.

Wochenende

Energiekrise. Krieg. Klimakrise. Arbeit.

Eigentlich ist das Päckchen, dass wir alle gerade zu tragen haben, gewaltig. Eine richtige Steige, wie man sie in den Alpen benutzt, um Dinge ins Gebirge zu tragen. Vollgeladen ist sie, und voller Dinge, die uns Handlungsaufforderungen zurufen. Ändere Dein Leben, sei besser, verantwortungsvoller, reduziere dies, mache von jenem mehr, von diesem weniger. Selbst der Urlaub ist nicht mehr derselbe wie noch vor 30 Jahren. Mindestens 10 Influencertargets am Urlaubsort sollte man schon besucht haben. Von wegen. Aber es hämmert überall auf uns ein: Klimakrise. Energiekrise. Influencer. Politik. Diese Anforderungen belasten mich wie jeden in Europa, auf dieser Erdkugel, und ich tue mein Bestes. Aber die Klimakrise kam oben drauf auf die Steige. Wir haben gewusst, dass sie irgendwann kommen würde - und haben es verdrängt. Und die Probleme werden gewaltig zu nehmen, wir wissen es - und ignorieren es wieder.

Arbeit. Meine Teilzeitstelle an der Uni-Wuppertal ist spannend und interessant, aber auch manchmal mental eine echte, neue Aufgabe. Nichts, was man in eine Schachtel packt, im Büro in eine Schublade legt und dann vergisst, wenn man um 18 Uhr 30 die Uni verlässt. Dann Krieg in der Ukraine. Es ist irgendwie pervers, dass wir das so gut verdrängen können, dass nicht weiter - als es von hier nach Rom ist - ein Krieg an unseren Grenzen tobt. Und Menschen sterben, nicht wie wir in einem sicheren Haus sitzen können, ihren Hobbys nachgehen, im Garten Lavendel schneiden, wie ich zum Beispiel gestern. Es ist pervers, wie gut wir gelernt haben, das alles zu verdrängen. Aber andererseits ist es auch so wichtig. Denn wenn wir keinen Hebel haben, um ein Problem zu lösen, dann können wir unsere Energie in dieser Sache nicht sinnvoll einbringen. Außerdem würden wir verrückt, wenn wir uns aller Probleme um uns herum annehmen würden. Aber ist das nicht auch irgendwie verrückt. Das geht in der Klimakrise scheinbar besser, ist aber auch eine neue, täglich zu bedenkende Aufgabe. Schalte ich dieses Gerät ein, oder nicht. Koche ich mir etwas oder mache ich besser kalte Küche. Welche großen Entscheidungen treffe ich, um in der Klimakrise einen Gang runterzuschalten? Bin ich bereit mich kleiner zu setzen? Mich zu reduzieren? Ich bin es im Moment zumindest in Teilen meines Lebens, in anderen nicht.

Das sind aber nur die Dinge, die gesellschaftlich im Moment auf jedem von uns lasten, es sei denn er ist ein kompletter Ignorant. 

Multiinteressierter Dilettant

Es gibt kein Leid, was man sich nicht selbst an deit

Das sagte meine Oma immer, wenn jemand über die Last eines Hobbys sprach. Selbst schuld. Hast Du Dir ja selbst ausgesucht, dieses Interesse, diese Aktivität, dieses Problem. Deshalb ist das hier Jammern auf hohem Niveau. Ich könnte einfach in den Garten gehen, Arbeit genug für einen Menschen über das ganze Jahr, ihn pflegen und versorgen und hätte damit wirklich genug getan. Für den Garten, für mich und meine Familie

Dabei treiben mich im Moment noch viele andere Dinge um:

  • ich nähe endlich mal wieder, es werden zwei Hosen, diesmal möchte ich aber mehr auf Maß arbeiten
  • ich sticke neuerdings
  • mit dem Format Sachstandsberichte habe ich mir selbst Forschungsaufträge erteilt, die durchaus Hochschulformat haben
  • meine Forschungsarbeiten zu Jenny Lind möchte ich ebenfalls fortsetzen

Daneben liegen noch tausend Kleinigkeiten an:

  • das Blog hat ein paar technische Probleme
  • die neue Blogseite ist noch nicht bei Google angemeldet
  • es liegt ein ganzer Berg fertiger Projekte da, die noch nicht gepostet sind
  • am Haus gibt es viele Baustellen zu erledigen
  • und all die Ideen, die in meinem Kopf sind und überhaupt noch nicht das Licht der Welt erblickt haben

Das sind die laufenden Projekte und es tut gut dies hier zu schreiben: Die beiden ersteren werden abgeschlossen, die letzteren laufen durchweg dauernd weiter. Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich das mental verarbeite, dass ich damit nie fertig werde. Ein Schritt war, es hier aufzuschreiben. Und es ist dringend notwendig, dass ich die Aufgaben priorisiere. Mir eine vollständige variable Liste erstelle. Stress entsteht dadurch, dass man sich mehr auflädt für eine bestimmte Zeit, als man in der Lage ist zu bewältigen und eigentlich möchte ich nicht mehr, dass dieses Phänomen in meinem Leben auftritt. 
  
Und damit komme ich zu dem, was mir Eugen Busmann, mein Bildhauerei-Professor 1993 immer sagte: Kleine Schritte, Herr Schürmann, gehen Sie kleine Schritte, aber bleiben Sie nicht stehen.

Zufriedenheit entsteht durch jeden kleinen Schritt. Voranschreiten. Einatmen. Ausatmen. Vor sich schauen. Hinter sich blicken. Nicht zu oft. Denn sonst siehst Du den Fortschritt nicht. 

Nicht alles muss ich alleine machen. Nicht jeden Weg alleine gehen. Wie finde ich Menschen, mit denen ich zusammengehen könnte?

tl, dr;

Ein paar lose Gedanken die mir helfen, Antworten auf die Frage zu finden, wie ich mein Leben meistere.

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