Das Irving House Hotel
281 Broadway, Ecke Chambers Street, New York City
Kurzbeschreibung
Das Irving House Hotel, 281 Broadway New York City, war das zweite Haus am Platze, in New York City. Unweit der Anlegestellen am Hudson gelegen, war es das vornehme und glanzvolle Hotel am Broadway unter dem Management von D.D. Howard, für das sich P. T. Barnum als Unterkunft für Jenny Lind und ihr Gefolge entschieden hatte. Jenny Lind schlief hier ihre ersten Nächte in Amerika, als sie am 1. September 1850 ihre Tournee durch die Staaten antrat.
Beschreibung
Benannt wurde das Hotel nach dem 1783 geborenen amerikanischen Schriftsteller Washington Irving. Irving gilt als der erste amerikanische Schriftsteller, dem es gelang, seinen Lebensunterhalt mit Literatur zu verdienen. Seine ersten literarischen Meriten verdiente er sich in Europa, dementsprechend wurde er bei seiner Rückkehr nach Amerika wie ein Nationalheld gefeiert. So hatte jede größere amerikanische Stadt ihr Irving House. (Quelle: Swinton, William: Studies in English Literature, Harpers & Brothers, New York, 1893) Bekannt sind seine Kurzgeschichte Rip van Winkle, die Kurzgeschichte The Legend of Sleepy Hollow und seine teils erfundene Kolumbus-Biografie. Besondere Bedeutung hat Irving auch für die Entwicklung der Kurzgeschichte.
Jenny Lind traf nach ihrer langen Seereise mit dem Schaufelraddampfer Atlantic von Liverpool am Nachmittag des 1. September an den Piers entlang des Hudson Rivers ein. Eine Kutschfahrt über die Canal Street brachte sie durch eine jubelnde, die Straße säumenden Menge zu Ihrer Unterkunft am Broadway. Die jubelnden und drängenden Massen folgten ihr und bereits am ersten Abend ihres New Yorker Aufenthaltes stand das Hotel unter einem regelrechten Belagerungszustand. Später in der Nacht marschierten ganze Gruppen von New Yorker Feuerwehrmännern mit Fackeln bewehrt vor dem Hotel auf.
„Das führende Hotel der Saison",
unter der prächtigen Führung von Mr. Howard, so schrieb es der Herald am 21. März 1849.
Das von Daniel D. Howard, Esq. geführte Hotel lag 281 Broadway, wie es zumindest das Doggett's New-York City directory von 1850/1851 angibt. Über das Hotel schrieb der New York Herald 1849 es wäre bekannt für seine „hervorragenden Arrangements, die ausgewählten Weine, die exquisite Küche und das bewundernswerte Management“. (Quelle: New York Herald vom 16. Juli 1849) Immerhin eine Speisekarte von 1852 ist vom Hotel am Broadway geblieben. Zu Ehren der berühmten Besucherin hat sich Jenny Lind Champagner auf der Karte gehalten. Ein Glas Riesling der Lage Scharzberg der Frankfurter Weinhändler Brüder Feist, kostete 2,50 $. Umgerechnet auf die heutigen Preise wohl ca. 40 Dollar. Nur die Hälfte des Preises für eine Eintrittskarte zu einem Jenny Lind Konzert. Das Hotel selbst kaufte bei der ersten Ticket Auktion von Jenny Lind Konzerttickets - wahrscheinlich für Gäste und das Management des Hotels, in dem Jenny Lind selbst während der Konzerte in New York wohnte - 90 weitere Tickets zu je 5 $ das Stück, schreibt der New York Herald vom 10. September 1850. Als Jenny Lind 1851 zum Ende ihrer Konzertreise wieder in New York und im Irving House residierte, ließ Phineas T. Barnum auf dem Broadway vor dem Hotel aus Cylon (Heute: Sri Lanka) beschaffte Elefanten paradieren. (Quelle: Kämpfe und Triumpfe oder Erinnerungen von P. T. Barnum, J. B. Burr und Compagnie, New York, 1869). Ob das stimmt? Bei Barnum und seinen Erzählungen ist immer Vorsicht geboten.
Am 27. März 1852, 2 Jahre nach Jenny Linds Aufenthalt, schreibt der Herald, dass zur Lindmania alle Hotels ihre Sätze für Verpflegung und Gebühren heraufgesetzt hätten, angelehnt an die exorbitanten Ticketpreise, die New Yorker bereit waren zu bezahlen. (Quelle: New York Herald vom 27. März 1852)
Notizen und Fundstücke
1848 war das Hotel Ort eines politischen Kongresses rund um den nominierten Vizepräsidenten und späteren 13. Präsident der Vereinigten Staaten Millard Fillmore.
Am 11. Juli 1849 besuchte Theobald Mathew das Hotel am Broadway. Mathew war ein irisch katholischer Geistlicher, der 1838 den Verein der Abstinenzler gründete, auch Knights of Father Mathew genannt. Er hinterließ dem Manager eine wunderschöne Bewertung des Hotels, so schreibt es der New York Herald vom 16. Juli 1849:
New York, July 11, 1849
Dear Mr. Howard: - Previous to my departure from the Irving House, allow me to return my sincere thanks for the uniform kindness and attention I have experienced at your hands. The order and accommodation of your extensive establishment demands the expression of my warmest approbation. To a stranger visiting it, he can although in the society of hundreds, enjoy the comforts and convenience of a private home. I only regret the trouble you have taken in supplying in my table with the abundance of luxuries which were at my command, did it suit my inclinations to partake of them. My stay at the Irving House, shall be gratefully entwined with the remembrance of my reception by the citizens of New York.
I am, my dear sir, yours devotedly,
THEOBALD MATHEW.
D.D. Howard, Esq, Proprietor Irving House, New York.
Der Herald schreibt im Dezember 1849, dass Gutachter die Steuern des Irving Hotel im dritten Bezirk auf 140.000 $ schätzen. Das Astor wird auf 400.000 $ geschätzt. Dem gleichen Artikel kann man entnehmen, dass sich im untersten Geschoss des Hotels Läden befanden, die in die Steuerschätzung mit einbezogen wurden. 1854 liegt das Irving House immer noch auf Platz 2 hinter dem Astor, wird jetzt aber mit 306.000 $ Steuern geschätzt.
Gute Zeiten für Geschäftsleute schreibt der Herald am 31. August 1849. Die drei größten Hotels New Yorks, das Astor, das Irving House und das New York Hotel sind bis zum Bersten mit Geschäftsleuten gefüllt, trotz der Cholera Epedemie, die 11 Personen in den letzten 24 Stunden das Leben gekostet hat.
New York Herald schreibt am 23. Mai 1850, das Hotel sei groß, schön möbliert und werde bewundernswert gemanaged von Miller, der lustigste Bonifatius des ganzen Isthmus.
Zur wechselvollen Geschichte des Hotels gehört auch die Unterbringung von ungarischen Patrioten, die wohl in Folge der ungarischen Revolution von 1848/1849 nach Amerika geflüchtet waren. Zumindest schreibt dies der Herald vom 22. Januar 1850. Die Geschichte setzt sich mit der großen Parade zu Ehren des ungarischen Freiheitskämpfers und Patrioten Lajos Kossuth 1851 fort. Zumindest erweckt ein Artikel im New York Herald vom 8. Dezember 1851 den Eindruck, dass man in Amerika ganz auf Seiten der Unabhängigkeitsbewegung war. Das Irving House ließ zu Feier des Tages ein großes Transparent mit einem Tableau der Büsten von Washington, Lafayette, Kossuth und „The great Turk“ aufhängen, dekoriert mit den Flaggen Ungarns, Amerikas und der Türkei. Davon zeugt auch ein am 27. Dezember 1851 erstellter Holzschnitt: Fackelprozession und Serenade (für Kossuth) vor dem Irving House. Kossuth war am 6. Dezember in New York eingetroffen und wurde von 100.000 New Yorkern bei einer Parade gefeiert wie ein Nationalheld.
Am 10. Mai 1850 gibt es eine Anzeige zum Kidders Gas Regulator, den das Hotel wohl nutzte
Zu Zeiten Jenny Linds hieß der Manager des Hotels wohl Howard, dies schreibt zumindest der Herlad am 28. September 1852. Laut der Zeitung war er für drei Jahre der Manager des Hotels. Den ganzen, sehr interessanten Artikel gibt es hier: Dritte Spalte, unten.
Im November des nächsten Jahres schreibt der Herald über die neuen Zimmer des National (groß wie eine Scheune), sie wären niemals so nett wie die Jenny Linds im Irving House.
Eine Anzeige im Herald vom 30. Juli 1853 vermeldet, dass Boston Brown Bread, hergestellt in 378 Bleecker Street, auch im Irving House angeboten wird. Das Brot sei besonders geeignet für Personen mit verstimmten Magen oder gestörter Verdauung. Traditionell wird Boston Brown Bread aus dunkler, beziehungsweise schwarzer Zuckerrohrmelasse, Buttermilch und schwarzem französischem Rex-Kaffee hergestellt. Das schreibt zumindest das Clabber Girl.
1855 schreibt der Herald, dass nun auch das Irving House bei der Bezahlung der Angestellten vom Per Diem System auf das europäische System umstellen wird. Die Gründe liegen vermutlich im Prohibition Liquor Law von 1855.
- Für dasselbe Jahr habe ich eine Anzeige für Udolpho Wolfe’s Aromatic Schiedam Schnapps gefunden, der auch in einer Drogerie im Basement des Hotels verkauft wurde. Wolfe liess seinen Schnaps eigens in Schiedam, Holland herstellen und nach Amerika bringen. Sein Lager in 22 Beaver Street hielt meistens 6.000 bis 10.000 Flaschen an Vorrat vor. Ferdinand Meyer V hat für Peachridge Glass 2013 darüber gebloggt.