Der Schlossgarten von Arcen ist ein sehenswertes Reiseziel nördlich von Venlo und liegt unweit der Maas und des ehemaligen Festungsstädtchens Arcen selbst.
Eigentlich bin ich kein so großer Fan von Themengärten. Das erinnert mich zu sehr an die künstliche Wirkung von Gärten, die zu Landes- oder Bundesgartenschauen angelegt werden.
Als ich während einer Radtour dann aber einmal an Schloß Arcen, cirka 15 Kilometer mit dem Rad von Venlo entfernt, vorbeigefahren bin, hat mich die hermetisch von Hecken und Sträuchern abgeschirmte Gartenanlage doch neugierig gemacht. Denn der Eingang findet in einem wirklich romantisch umwachsenen Wasserschloss statt, in dessen Burggraben zahlreiche Seerosen und überhängende Bäume ein schönes Bild abgeben.
Schon der Gang zum Eingang ist beeindruckend und führt auf einer mächtigen Brücke über den wasserrosenbewachsenen Burggraben in den Schlosshof.
Das backsteinerene Schloss selbst wurde im 17. Jahrhundert von den Herzögen von Geldern gebaut, die einstmals über einen großen Teil der Fläche herrschten, die uns heute als Niederlande bekannt sind. Das Herzogtum wurde in Folge verschiedener Friedensabkommen (Westfälischer Frieden, Frieden von Basel, Wiener Kongress) immer wieder neuen Staaten zugeschlagen und seine damalige Fläche nimmt heute einen großen Teil des Kreises Geldern als auch der Niederlande ein. Ass erster Graf von Geldern gilt Gerhard III. Graf von Wassenberg (um 1096).
Nach der Kasse gelangt man in die ehemalige, wiederaufgebaute Orangerie, die heute als Verkaufsfläche für zahlreiche kleine Gartenzubehör- und Dekoartikel genutzt wird.
Die klassische Runde im Uhrzeigersinn führt zunächst in ein beeindruckendes Parterre im itaienischem Stil, dass von einem großen hainbuchenen Berceau umgeben ist. Dieses bietet auch im Sommer durch seinen laubenähnlichen Charakter hinreichend Schatten und dient der Abkühlung, während eins in den zahlreichen Rosengärten, die sich um den zentralen Teich anordnen Sonne und Hitze getankt hat.
Berceaus sind klassische Bestandteile von Rennaissancegärten und werden aus heckenartig wachsenden Baumarten gebildet und erhalten durch regelmässigen Schnitt ihre laubenartige Form. Durch ihre strenge geometrische Form haben Berceaus auch im Winter ihren ganz besonderen Reiz. Das Berceau in der Gartenanlage von Schloß Arcen zeichnet sich auch dadurch aus, dass es über eine besteigbare Aussichtplattform verfügt, auf der eins sich einen schönen Überblick über das Parterre mit seinen Wasserspielen und Blumenbeeten verschaffen kann. Auch im Park von Versailles gibt es diese formschönen und schattigen Laubengänge, Bild eines Berceau in Versailles.
Schon im Rosengarten fällt eine besondere Qualität der Gartengestaltung auf, es sind die vielen und abwechslungsreichen Sitzgelegenheiten! Der Garten lädt an vielen vielen Stellen zum Genießen und Verweilen ein. Dadurch, dass alle Gartenteile in sich abgeschlossen sind, hat eins von den meisten Sitzgelegenheiten und Aussichtsplätzen den Blick auf eine fast geschlossen wirkende Landschaftgestaltung. Das hat mir sehr sehr gut gefallen.
Natürlich sind auch die wirklich überbordenden Rosengärten eine besondere Erwähnung wert. Wenn eins so wie wir Anfang Juni einen sonnigen Tag erwischt, ist es wirklich perfekt und der Duft und die Farben sind wirklich sinnebetäubend.
Grüntöne
Entspannen im ruhigen Baumgarten
Vom Parterre im italienischen Stil mit seinen es umgebenden Rosengärten geht es weiter in einen jetzt sehr ruhig und sparsam gestalteten Gartenbereich, in dem 7 Teiche ein paar Stege unter hohen Bäumen umgeben. Alles wird eingerahmt durch einen im großen Kreis angelegten Weg. Hier kann eins nach den vielen Eindrücken von vorher auch das Auge sich entspannen lassen.
Die Landschaft wechselt wieder und wir laufen auf schmalen Pfaden und Holzstegen an einem recht großen See entlang. Rechts am Ufer sieht man schon das 3200 Quadratmeter große Gewächshaus mit seinen zwei verschiedenen Wachstumszonen und den Koi-Fischen, die von den Besuchern so gerne gefüttert werden.
Das Areal um den See ist schön bepflanzt. Vom Ufer aus - an dem man sich auf zahlreichen Bänken ebenfalls niederlassen kann - sieht eins Flamingos auf der anderen Seite des Sees weiden und für einem Moment fühle ich mich wie in einem lieblichen Jurassic-Park-Szenario.
Unweit des Sees und direkt an einem Kinderspielplatz gibt es ein kleines Café, dass einen mit dem Notwendigsten versorgt.
Dem Garten gelingt es auf recht überschaubarem Raum immer wieder ganz erstaunlich geschlossene Bepflanzungen zu arrangieren. So oft fühlt eins sich an einen anderen Ort oder in ein anderes Land versetzt. Dabei gehen die Gärten erstaunlich sanft ineinander über.
Da Ahorne und Hosta (Funkien) zu meinen absoluten Lieblingspflanzen gehören, möchte ich die gelungene Gestaltung des japanischen Ahorngartens besonders erwähnen. Besonders die Gestaltung mit Blattfarben und Blattformen, die dilettierenden Gärtnern wie mir so viel abverlangt, finde ich besonders gelungen und schön anzuschauen. Großflächig sind die feingliedrigen japanisch anmutenden Bäume mit den großblättrigen bodenbedeckenden Stauden unterpflanzt. Und das in den unterschiedlichesten Grüntönen.
1820 kam er nach Europa
Der japanische Ahorn
Zu Japan heimisch, wo er eine Höhe von 15 m erreicht, ist er seit 1820 bei uns als Zierbaum eingeführt. Als solcher wird er nur 3-6 m hoch. Da seine oft rot gefärbten Laubblätter auch in der Gestalt sehr verschieden sind, wird er in zahlreichen Formen kultiviert, darunter in einer Form, bei der dadurch, dass die Lappen der Blätter ganz schmal und bis zum Grunde geteilt sind, die Blätter wie geschlitzt aussehen. Die kleinen, im Mai erscheinenden wenigblütigen Doldenblüten sind purpurn gefärbt; trotz ihrer Unauffälligkeit, sind sie, wie fast alle Ahornarten, Insektenblütler.
Blüte und Frucht im Leben der Bäume, von Karl Otto Bartels, 1930
Erstmals von einem Europäer beschrieben wurde die Pflanze durch Carl Peter Thunberg, einem 1743 in Jönköping, Schweden geborenen Mediziner, Botaniker und Naturforscher. Er gilt als Pionier der westlichen Aufzeichnung der japanischen Pflanzenwelt, die er auf seiner Reise ab 1775, eingeschränkt durch die strenge japanische Aufsicht über westliche Gäste, erkundete.
Der Garten ist groß. Wenn eins sich hin und wieder hinsetzt und genießt, eins sich für die verschiedenen Gartenteile Zeit nimmt und sich auch die vielen Pflanzen einzeln anschaut, den spielenden Vögel und Eichhörnchen betrachtet, die natürlich wirkenden Wiesen mit dem wunderschönen Zierlauch genügend Blicken würdigt, vergeht die Zeit im Fluge.
Unter der Woche ist es nicht besonders voll im Garten und es entsteht fast immer dieses wunderbare Gefühl, dass eins nur selten in fremden Gärten hat, dass dies alles nur für einen selbst angelegt wurde.
Der Garten ist ein schönes Ausflugsziel, besonders wenn man einmal völlig dem großstädtischen Lärm und Irrsinn entfliehen möchte, den Eintrittspreis von 17,50 Euro für einen Erwachsenen oder die Familienkarte für 2 Erwachsene und 3 Kinder von 46,00 Euro finde ich noch angemessen.
Nach dem Besuch des Parks lohnen sich die paar Schritte zum Ort Arcen, wo man am Ufer der Maas ausgezeichnet holländisch zu Mittag essen kann.
Conclusio
Die Gärten in der großen Parkanlage von Schloss Arcen in den Niederlanden lohnen sich wegen der großen Abwechslung und vieler liebevoller Details als unweites Ausflugsziel.
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