Die gekrümmte Linie ist keine Kurve

Die Bedeutung des Lateralen

Wie ich in den Briefen von Edward Garnett und John Galsworthy einen Hinweis auf einen Artikel über Sarah Orne Jewett fand.

»Die gekrümmte Linie ist keine Kurve, sondern ein unendliches Vieleck. Die beste Schiffsroute ist die Zickzacklinie mit hundert Wenden.«, schrieb Ralph Waldo Emerson am 21. Juni 1839 (Emerson 2022, S. 314) in sein Tagebuch. Mit genügendem Abstand betrachtet, würde aus dem hin und her schon wieder eine gerade Linie mit einer Richtung. Wie meine Laune mich lenkt, das war auch Dorothy Leigh Sayers Motto für meine literarische Lieblingsdetektivfigur, Lord Peter Whimsey. Und so liegt hier nun schon fast drei Monate mein Essay über Sarah Orne Jewetts Buch »Das Land der spitzen Tannen« aus dem Manesse-Verlag.

Hierauf müsst Ihr, liebe Leser*innen aber noch etwas warten, denn ich habe heute neuen Stoff dazu gefunden.

Am Ende einer langen Kette

Galsworthy und sein Lektor und Freund Edward Garnett

Die kleinen Büchlein aus dem Manesse-Verlag habe ich lieb gewonnen. Fast jede Woche erfährt meine Bibliothek durch diese schön herausgegebenen Bücher in ihren farbenfrohen Umschlägen Zuwachs. Ich suche danach, erstehe Angebote und erwerbe sie in Antiquariaten. Angefangen hat alles mit dem Bücherflohmarkt auf der Hardt in Wuppertal, da gerieten die ersten Bücher des schweizerischen Verlages in meine Hände. 

Und am 25.12. des letzten Jahres eben ›Meistererzählungen‹ von John Galsworthy, dem Schriftsteller des Eduardianischen Zeitalters, befreundet mit Joseph Conrad, Autoren von ›Herz der Finsternis‹, das später die Vorlage für Filme wie Apocalypse now oder Aguirre, der Zorn Gottes lieferte. Galsworthy, der ganz besonders für seine ›Forsyte‹-Sage bekannt ist, hat auch eine ganze Reihe von Kurzgeschichten geschrieben, ein Teil davon findet sich mit der Übersetzung von Irma Wehrli und einem Nachwort von Andreas Fischer in diesem Büchlein wieder.

Auch über dieses Büchlein und Galsworthys Geschick, Landschaft und Charaktere in Szene zu setzen, werde ich noch schreiben. Galsworthy war ein scharfzüngiger Autor und verstand es, meiner Meinung nach, exzellent seine Ideen von Humanismus und seine Kritik am Materialismus, der Geltungssucht, der Gefühlskälte, Gier, Heuchelei der Menschen seiner Zeit in raffinierte Formen zu bringen. Wie seit ein oder zwei Jahren immer, versuche ich den Autoren besser zu verstehen, mehr aus erster oder zweiter Hand über ihn zu erfahren.

Letters from John Galsworthy, 1900-1932

Briefwechsel

Neben dem schönen Text, den Galsworthy über seinen Freund und Kollegen Joseph Conrad schrieb – Joseph Conrad A Disquisition, The Fortnightly Review, April 1908 - den Briefen Joseph Conrads fand ich nun auch den von Edward Garnett herausgegebenen Briefwechsel bei Archive.org: Letters from John Galsworthy, 1900-1932; herausgegeben 1934. Ich habe mir das Buch dann bei Archive.org ausgeliehen und angefangen den englischen Text (für spätere Zwecke) in meinen Zettelkasten zu übernehmen.

Es muss ein ähnliches Gefühl beim Briefmarken sammeln gewesen sein, beim flüchtigen Durchsehen dann auf Seite 51 ein Treffer.

Die am weitesten vorgestreckten Fühler des Menschen

The Cearne
Friday Night June, 1903

Dear Galsworthy,

I am glad you are trying Constable. I have written Seccombe, telling him to look out for the book. Constable are rather enterprising, so it will be specially interesting to see what chances they see for The Pharisees making a hit.
The more I think of it, the more I see it is a matter of advertising the novel boldly, and impressing the reviewers that way, by starting boldly. It is very good of you to send me that gift. It is a most welcome and delightful gift. I don't really deserve any gift from you — but I will take it, my dear fellow, as active evidence of our warm desires to serve each other as friends may, and should. I am also grateful for your desire to encourage me and egg me on re the Criticism book. I will consider you are my audience, and will soon let you see my Synopsis, and then tack the things together.
I have just finished an Essay on Hudson's Nature Book, for the Humane Review. God knows what I have written! as I tried to go deep, and may have fallen into weltering 'fine writing', and dire confusion. My paper on Miss Jewett was rejected by The Spectator, The Times Supplement and The Pilot in succession! So I have sent it on to the last refuge, The Academy.
I will bring you up a remarkable book; Samuel Butler's The Way of All Flesh - S.B. attacks the English of the generation 1850-1880, with the driest and the most caustic humour.

Yours, Edward Garnett.
PS, - Get Hudson's Hampshire Days from the library.

Quelle: Galsworthy, John; Garnett, Edward (Hrsg) : Letters from John Galsworthy, 1900-1932; Hrsg. 1934

Und da stand es, und warum sollte es nicht stimmen?

»My paper on Miss Jewett was rejected by The Spectator, The Times Supplement and The Pilot in succession! So I have sent it on to the last refuge, The Academy.«

Die Hoffnungen des Autoren auf Veröffentlichung wollte ich nun selbst bei der Suche nach dem Text auch nicht aufgeben. Einen Veröffentlichungsbeleg habe ich nicht gefunden. Und digitalisierte Magazine finden ist nicht ganz so einfach, mir gelang es aber eine Online-Liste aufzutreiben, die auf beim Haiti-Trust digitalisierte Exemplare verlinkte. Diese aber alle hinter einer Copyright-Wand. 

Irgendwie, dachte ich, müsste ich doch bei Archive.org fündig werden. Da sind wir dann schnelll wieder beim Thema OCR, der schlechten Texterkennung. Suchbegriffe sind Schall und Rauch, Du findest die Texte einfach nicht, wenn Jewett mit Ioweff digitalisiert wurde, da helfen keine Wildcards. Dies und das versucht und dann fand ich das Jahresinhaltsverzeichnis von 1903 (siehe Quellen). Und in ihm, nicht nach Autoren sondern nach Themen und Titel sortiert, den Beleg dafür, dass Garnetts Bemühungen von Erfolg gekrönt waren. »Jewett's (Miss Sarah Orne) Tales of New England, 40«.

Das schien machbar. Und nach ein wenig weiterer Suche nach den Einzelausgaben des Jahres, hier ist er nun, erst einmal nur im Screenshot. Edward Garnett über Sarah Orne Jewetts Geschichten aus Neu England.

Freu!

tl, dr;

Wie ich einen Artikel Edward Garnetts (1868 – 1937) in der englischen Literaturzeitschrift The Academy fand. 

Quellen

  • Emerson, Ralph Waldo, und Brôcan, Jürgen (Übersetzer) : Tagebücher: 1819 - 1877. Erste Auflage. Berlin: MSB Matthes & Seitz Berlin, 2022.
  • Galsworthy, John; Garnett, Edward (Hrsg) : Letters from John Galsworthy, 1900-1932; Jonathan Cape, New Bedford Square, London; Charles Scribner & Sons, New York 1934 https://archive.org/details/lettersfromjohng0032gals/page/n7/mode/2up (bes. 26.01.2024)
  • Jewett, Sarah Orne; Schnack, Elisabeth (Übers.) : Das Land der spitzen Tannen. Zürich: Manesse Verlag, 1961. Mit einem Nachwort von Elisabeth Schnack.
  • Galsworthy, John; Wehrli, Irma : Meistererzählungen; 2. Aufl. Manesse-Bibliothek der Weltliteratur. Zürich: Manesse-Verlag, 1985. Mit einem Nachwort von Andreas Fischer
  • The Academy and Literature 1903: Vol 65 Table of Contents, https://archive.org/details/sim_academy-and-literature_1903_65_contents/page/n3/mode/2up (bes. 26.01.2024)

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