New-York Daily Tribune

vom Dienstag, 03. September 1850

Syllabus

Jenny Lind empfängt im Irving House Hotel in New York City über 500 Besucher, die ihr die Aufwartung machen möchten. Ihre komfortable Suite wird beschrieben. Eine Anekdote über ihre Schiffsreise erzählt.

Original Text

CITY ITEMS

JENNY LIND AT THE IRVING House — Mddle LIND and her suite are still at the Irving House, and no time has yet been fixed for her trip up the Hudson. She has produced the most agreeable impression upon all around her, and this is the more gratifying, insemuch as it is not the customary adulation which is paid to fame of all kinds, but a sentiment of warm personal regard. On her part, she seems delighted with everything. Her suite of rooms, consisting of a parlor, a drawing room, a dining room and two bedrooms, were fitted up in magnificent style for her arrival, the furniture and paintings in them being valued at $7,000. In her drawing room, the furniture is all of the finest carved solid rosewood, covered with yellow and gold satin damask, the curtains of the same material, with fine real thread lace underneath. The tables of rosewood, marble and Papier Mache richly inlaid with pearl. One of Boardman & Grey's Dolce Campana pianos is also in the apartment. Her chamber is no less gorgeously finished, the bedstead being covered with a canopy of the finest lace, and the coverlid of the most splendid purple satin, beautifully embroidered, and with a lace border. The superb manner in which those rooms are furnished reflects great credit on the taste and enterprise of Mr. Howard. Mdlle. Lind was surprised at their richness and elegance, and seemed very curious to know whether every article had actually be on manufactured in this country. She was evidently unprepared to find such a display of wealth and taste in a land still regarded through the greater part of Europe as having berely reached the standard of civilization.

Yesterday, at twelve o'clock, in compliance with the unanimous wish of the guests of the Irving, Mdlle. Lind received them in one of the splendid parlors of the Hotel. The ladies and gentlemen more than five hundred in number, all paid their respects to the gifted Sweda. The occasion was exceedingly pleasant and interesting, and must have been no less gratifying to her than the more popular and boisterous demonstrations of Sunday evening. Mdlle. Lind received her visitors with an unaffected grace and cordiality of manner which quite won all hearts; indeed, we have never seen the magnetism of a warm, true and benevolent heart more strikingly sbown. Even the most digitized and reserved were immediately melted down la the sunshine of her joyous nature. We can easily explain the singular enthusiasm which has marked her progress in England and the Continent, and we predict there will be no diminution of it in this country.

In the afternoon Mddle. Lind, in company with Messrs. Benedict and Barnum, visited some of our principal theaters, with a view, probably, of ascertaining their capabilities for concert purposes. She appears very much gratifled at everything which has been done to promote her comfort, and has made po preporations, as yet, for leaving on her trip to Fishkill.

The arrangements for her first Concert will be announced as soon as they are decided upon.

We heard yesterday quite a characteristic anecdote of the voyage. Mdlle. Lind was in the habit of questioning the sailors and engine hands concerning their labor, their homes and families, &c. Much of her time on deck was spent in this manner. One day, over hearing one of the engine hands singing a song in his rude way, she insisted that he should sing it from beginning to end, for her benefit. The sturdy seaman willingly complied, whereapon sbe produced four guineas, which she gave him as the price of her ticket. This is the story as it was told us.

Deutsche Übersetzung

STADT GESCHICHTEN

JENNY LIND IM IRVING HAUS - Mddle LIND und ihr Gefolge befinden sich immer noch im Irving Haus, und es wurde noch kein Zeitpunkt für ihre Reise den Hudson hinauf festgelegt. Sie hat auf alle um sie herum den angenehmsten Eindruck gemacht, und das ist umso erfreulicher, als es sich nicht um die übliche Bewunderung handelt, die man Berühmtheiten aller Art zollt, sondern um ein Gefühl der herzlichen persönlichen Wertschätzung. Sie ihrerseits scheint mit allem zufrieden zu sein. Ihre Zimmer, bestehend aus einem Wohnzimmer, einem Salon, einem Esszimmer und zwei Schlafzimmern, wurden für ihre Ankunft in prächtigem Stil eingerichtet, wobei die Möbel und Gemälde einen Wert von 7.000 Dollar haben. Die Möbel im Salon sind aus feinstem, massivem Rosenholz geschnitzt und mit gelbem und goldenem Satin-Damast überzogen, die Vorhänge sind aus demselben Material und mit feiner, echter Spitze verziert. Die Tische aus Rosenholz, Marmor und Pappmaché sind reich mit Perlmutt eingelegt. Ein Dolce-Campana-Klavier von Boardman & Grey befindet sich ebenfalls in der Wohnung. Das Bettgestell ist mit einem Baldachin aus feinster Spitze überzogen, der Überzug aus prächtigem purpurfarbenem Satin, schön bestickt und mit einer Spitzenbordüre versehen. Die prächtige Ausstattung dieser Zimmer macht dem Geschmack und dem Unternehmergeist von Herrn Howard alle Ehre. Mdlle. Lind war erstaunt über den Reichtum und die Eleganz der Einrichtung und schien sehr neugierig zu sein, ob jeder Artikel tatsächlich in diesem Land hergestellt worden war. Sie war offensichtlich nicht darauf vorbereitet, eine solche Zurschaustellung von Reichtum und Geschmack in einem Land vorzufinden, das im größten Teil Europas immer noch als ein Land gilt, das gerade erst den Standard der Zivilisation erreicht hat.

Gestern um zwölf Uhr empfing Mdlle. Lind die Gäste des Irving auf deren einstimmigen Wunsch hin in einem der prächtigen Salons des Hotels. Die mehr als fünfhundert Damen und Herren machten der begnadeten Schwedin ihre Aufwartung. Der Anlass war äußerst angenehm und interessant und dürfte für sie nicht weniger erfreulich gewesen sein, als die populäreren und ungestümen Vorführungen am Sonntagabend. Mdlle. Lind empfing ihre Besucher mit einer ungekünstelten Anmut und Herzlichkeit, die alle Herzen eroberte; in der Tat haben wir die Anziehungskraft eines warmen, aufrichtigen und wohlwollenden Herzens noch nie so deutlich gesehen wie hier. Selbst die verschlossensten und zurückhaltendsten Menschen schmolzen sofort unter der Sonne ihres freudigen Wesens dahin. Wir können uns leicht die einzigartige Begeisterung erklären, die ihren Fortschritt in England und auf dem Kontinent kennzeichnete, und wir sagen voraus, dass sie in diesem Land nicht nachlassen wird.

Am Nachmittag besuchte Mddle. Lind in Begleitung der Herren Benedict und Barnum einige unserer wichtigsten Theater, wahrscheinlich um sich von deren Eignung für Konzertzwecke zu überzeugen. Sie zeigt sich sehr erfreut über alles, was für ihr Wohlbefinden getan wurde, und hat bereits Vorbereitungen für ihre Reise nach Fishkill getroffen.

Die Vorbereitungen für ihr erstes Konzert werden bekannt gegeben, sobald sie beschlossen sind.

Wir hörten gestern eine recht charakteristische Anekdote über die Reise. Mdlle. Lind hatte die Angewohnheit, die Matrosen und Maschinisten über ihre Arbeit, ihre Häuser und Familien usw. zu befragen. Sie verbrachte einen Großteil ihrer Zeit an Deck auf diese Weise. Als sie eines Tages hörte, wie einer der Maschinisten in seiner ungehobelten Art ein Lied sang, bestand sie darauf, dass er es zu ihren Gunsten von Anfang bis Ende singen sollte. Der stämmige Seemann willigte ein, woraufhin sie ihm vier Guineen vorlegte, die sie ihm als Preis für ihr Ticket gab. Dies ist die Geschichte, wie sie uns erzählt wurde.