Blog goes Subdomain und Editionen

Vieles wird neu, manches anders

Zur Zeit arbeite ich an einem neuen inhaltlichen Format für die Website. Ich möchte mich noch weiter vom flüchtigen Format des Blogpostings wegarbeiten.

Als ich 2019 ganz neu mit meiner Website startete, lag der Hauptgrund darin, dass ich eine Plattform für meine Fotos und meine Aquarelle benötigte. Das Bloggen war zu dieser Zeit eher ein Vehikel, dass mir vor allem zu etwas mehr Aufmerksamkeit verhelfen sollte.

Es kam ganz anders. Nach der Ausstellung 2019 und meinem ersten Kundenauftrag einer dreiteiligen Arbeit in Öl, die ich hier leider noch nicht gezeigt habe, legte ich den Aquarellpinsel vorläufig weg. Ganz und gar. Ich habe seit fast zwei und einem halben Jahr nichts bemerkenswertes mehr gemalt. Dafür fotografiere ich wieder mehr. Und schreibe. Und recherchiere. Und recherchiere noch intensiver und noch gründlicher, dringe bis zu den originalen Quellen vor und stelle fest: Das ist es, was mich glücklich macht.

Editionswissenschaften

Subdomain für den Blog

Drei Gründe waren es, die jetzt dafür sorgen, dass ich fast alles umkrempele.

1. Zeit sparen durch Aufarbeitung einer Uni-Hausarbeit

Meine Texte zu schreiben verschlingt viel Zeit. Nicht im negativen Sinne, es ist nur einfach so, dass sorgfältige Recherche einfach ihre Zeit braucht mir liegt mehr an einer hohen, tiefer gehenden Informationsdichte, als an einem flüchtigen Posting. Wer zum Beispiel nach Artikeln zu dem Zitat aus dem letzten Bond-Film sucht, wird da schnell fündig. Alles in etwa einseitige Texte, die den meisten für das Verständnis völlig ausreichen. Was mir persönlich aber meistens fehlt ist das feine Gespür für die Entstehungszeit, für die Person und Persönlichkeit, die zum Beispiel hinter so einem Zitat steht – ganz besonders fehlt aber der genaue Kontext und ebenso eine überprüfbare Quelle, die ein Zitat oder eine Handlung belegt.

Also dachte ich mir vor in etwa einem Monat, warum nicht einmal Zeit sparen, Du hast doch neulich beim Aufräumen diesen schönen Text über die Designmaxime Form follows Function gefunden, warum nicht diesen posten, er ist immer noch ziemlich gut, dachte ich bei der flüchtigen Durchsicht. (Hätte ich da geahnt, was ich anrichte!) Flugs eingescannt ging es frisch ans Werk, nur – diesen Text konnte ich so nicht posten. Er stammt von 1995 und beruhte auf einer reinen Buchrecherche in der Bibliothek der Uni Wuppertal. Von kleinen Telefonen mit Knubbelantennen war die Rede, nicht einmal das Originalskript von Sullivan stand mir zur Verfügung. 

Das war ja schnell geändert, oder? Hier ein wenig recherchieren, da ein wenig ändern. 

Aber warte: Wie willst Du im aktuellen Layout die Bilder alle neben dem Text unterbringen. Ein neues Template musste her, vor allem ein dynamisches mit dynamischen Unterelementen. Das konnte ich Mitte Februar technisch noch nicht. 

Das neue Template(system) brauchte eine Woche Arbeit, mal tagsüber zwischendrin, mal den ganzen Abend, fast ein ganzes Wochenende. Ein schöner Zeitsparer, dieses Essay. Ein Disaster. Mehrere Tage Arbeit für das Template, viele Stunden Textarbeit und Recherche und noch überhaupt kein Ende in Sicht.

2. Editionswissenschaften

Mit meinem guten Freund Arne pflege ich im Abstand von in etwa zwei bis drei Wochen eine kleine Video-Gesprächsrunde. Wir sprechen einfach über alles, was uns in den letzten Wochen passiert ist. So kamen wir auf mein neues Essay zu sprechen. Es sei zu überlegen, ob es eine gute Idee sei, den Text nicht im Original zu veröffentlichen. Und dann vielleicht eine überarbeitete Version. So könne man die Textentwicklungsgeschichte nachverfolgen, fachsprachlich Genese  (von altgriechisch γ?νεσις genesis „Geburt, Entstehung“) genannt. Unter anderem damit beschäftigen sich die Editionswissenschaften. Wisst Ihr sofort, was Editionswissenschaftler genau machen? Ich wusste es nicht und seit dem liegt auf meinem Schreibtisch ein kleines Büchlein: Bodo Plachta, Editionswissenschaft, Eine Einführung in Methode und Praxis der Edition neuerer Texte, RECLAM Nr. 17603, 1997, Ditzingen. 

Plachta schreibt über die Editionswissenschaften: „Die Rekonstruktion der Entstehung eines literarischen Textes von der ersten Notiz über Entwürfe und Reinschriften bis zur endgültigen Veröffentlichung gehört zu den grundlegenden Aufgaben eines Editors.“ (Plachta, ebd.)

Wie könnte ich also im Web eine Überarbeitung meiner eigenen Texte sichtbar machen. In welchem Format könnte ich diese Texte veröffentlichen, gerade wo ich doch bereits jetzt schon meine Blogbeiträge in Länge und Breite bis auf das Maximale ausreize. Eine sehr gute und vor allem sehr spannende Fragestellung, die auch offenbart, dass es so etwas womöglich noch nicht oft gibt.

Ergo: Ich brauche also ein neues inhaltliches Format für meine Website, in dem ich Gedanken, Ideen oder Themen auf längere Siche immer weiter und vor allem in Schritten nachvollziehbar weiterentwickeln kann.

Ein Blogbeitrag ist quasi ein Blitzlichtfoto von einer Idee, das neue Format eher eine Galerie, eine Abfolge von mehreren, eineinander gefügten Blogbeiträgen zu einem Thema. Das Web bietet - von vielen unerkannt - genau die richtigen Werkzeuge dafür - das sind die HTML 5-Elemente <ins> für insert, <del> für gestrichen und <s> für dauerhaft entfernt. Daraus lässt sich etwas machen. Leider sind wirklich alle Webeditoren was dieses Format betrifft völlig unterentwickelt (generell was Mikroformatierung anbetrifft, ein echter Mißstand. Wenn ich das  Javascript in den Griff bekomme, für das, was ich mir vorstelle, dann könnte das auch visuell sehr spannend werden.

Das wäre für meine Website eigentlich nur eine „kleine Ergänzung“ gewesen, hätte ich nicht zwei Tage später ...

3. Die Subdomain

... eine überraschende Antwort auf eine zu offene Frage bekommen. Wir sprachen über die Startseite von Cronhill. Sie würde nicht mehr die Tiefe und Breite meiner Inhalte wiederspiegeln. Malerei und Fotografie nähmen überhaupt nicht mehr diesen breiten Teil meines Lebens ein, wie noch 2019. Meine Schwerpunkte hätten sich ins Blog verlagert, von diesem würde man aber auf der Startseite kaum etwas erkennen. Ich würde viel mehr Schreiben und Recherchieren als man sehen könne. Wie ein Eisberg, von dem man nur 1/7 über Wasser sieht.

Kennt Ihr das, wenn jemand einen Samen in Eurem Kopf aussät und er lässt sich nicht mehr aufhalten? (Von der Metapher Floh im Ohr bin ich wieder weg, denn diese Ideen sind mir überhaupt nicht lästig) Ich kam kaum gedanklich zur Ruhe abends. Diese Gedanken zu meiner Website waren war, ich hatte sie nur nicht gesehen oder ihnen einen Platz eingeräumt.

Jetzt ist diese Pflanze schon ganz schön gewachsen und ich dünge sie, mache ihr Platz in meinem Gedankengarten. 

Ergo: Das Blog zieht auf eine Subdomain um. 

Ergo: Es wird ein neues inhaltliches Format geben, dessen Name ich einem guten Freund verdanke! Danke, lieber Freund!

Ergo: In diesem Format wird man textliche Änderungen sehen können. Was für eine interessante Idee. Auch dafür Danke!

Ergo: Ich arbeite gerade daran.

4. Viel Arbeit

Im Laufe von drei Jahren ist die kleine Cronhill-Website enorm gewachsen. Es gibt alleine 12 nur das Blog betreffende Templates. Daneben noch die Startseite, Übersichten, Kategorien. Etc etc etc - Das ist nicht mal eben ein neues Wordpress-Theme herunterladen. Es gibt Dutzende Template-Variablen in meiner MODX-Website, Dutzende Chunks, ich werde mal einen genaue Statistik machen. Alles muss einfacher, aber auch besser werden. Die Texte müssen einfach zu bearbeiten sein, denn die Dreisprachigkeit wird bleiben.

Außerdem soll das Neue Bestand haben. Erst einmal wieder für drei Jahre. Also will jede CSS-Klasse, jede Code-Zeile wohl durchdacht sein. Damit auch das Neue technisch wieder State-of-the-Art ist.

Ich freue mich darauf.

tl, dr;

Über die kommenden Veränderungen an der Website. Der Blog wird in eine Subdomain umziehen, es wird ein neues inhaltliches Format geben, in dem ich ein bestimmtes Thema dauerhaft bearbeite. Die Änderungen werden/sollen sich nachverfolgen lassen, über eine reine Versionierung hinaus. 

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