Fotos archivieren

Ein paar Gedanken und etwas Methodik dazu

Wie ich meine Fotos archiviere, in Zukunft verfahren will und warum das Fotos-Archivieren nicht nur eine zeitfressende Angelegenheit ist.

Ende 2020 habe ich mir die Mühe gemacht, alle digitalen Fotos, die ich irgendwann einmal gemacht habe - und die teilweise nur noch als Kopie auf einem iPad oder als Archiv in der Cloud existierten - auf einer Festplatte zu archivieren und alle in Lightroom zu verschlagworten und zu katalogisieren.

Meine Kameras

Kameras erzählen auch eine Lebensgeschichte

Im Gegensatz zu noch vor 20 Jahren, macht heute, mit dem gesellschaftlich durchgängigen Besitz eines Smartphones, fast jeder viele Fotos. Ich fotografiere ernsthaft seit 1982, damals kaufte ich mir meine erste Kamera, eine Nikon FE. Dann später eine kleine Leica-Kompakt, eine Nikon F90, meine erste Nikon Digitalkamera noch mit kleinem gecroppten Sensor, dann meine zwei DP Merrills und jetzt eine Nikon D800E. Daneben eine analoge Lomo Belair. Meine Leben dokumentiere ich dabei noch mit meinem Smartphone. Es kommt eine ziemlich große Anzahl von Bildern zusammen, dabei habe ich noch nicht einmal die ganzen, zwischen 1982 und 2005 fotografierten und ungescannten Dias und Negative mitgezählt.

Ein paar Zahlen

2020: 1,4 Billionen Bilder

Die Wirtschaftswoche schrieb, 2017 wurden 1,2 Billionen Bilder geschossen, davon 85 % via Smartphone. 58 Bilder sollen pro Sekunde auf Instagram hochgeladen werden, schreibt Seo-United. Und eben dort steht auch, dass 300 Millionen Bilder täglich auf Facebook hochgeladen werden. Die Website mylio prognostizierte Anfang des Jahres 2020, dass 2020 über 1,4 Billionen Bilder geschossen werden. Dort ging man auch davon aus, dass über 7 Billionen Bilder auf Medien gespeichert sind. Das sind wahrhaftige Unmengen. Nur ein winziger Prozentsatz dieser Fotoberge sieht jemals das physische Licht der Welt als Fotobuch, Abzug oder Einrahmung. Und nicht nur nimmt die Anzahl zu, auch die Bildgröße steigt beständig. Meine ersten Digitalbilder mit einer geliehenen Sony 3,5'-Zoll-Disketten Digitalkamera, der Sony MVC-FD7 hatten 150 kb. Heute produziere ich Rohdaten mit einer Größe von ca. 45 MB und nehme zur Sicherheit noch JPG-Dateien zur schnellen Durchsicht von 10 MB auf.

Lightroom 5.7

Wie ich archiviere und katalogisiere

Schon seit 2013 besitze ich eine gekaufte Lightroom CD-Version, es ist Version 5.7 -  die Version 6 ist die letzte, die ebenso wie diese ohne Cloudlizenz auskommt. Leider versorgt Adobe alte Versionen nicht mit Kamera-Updates, aus naheliegenden Gründen, sollen doch alle bitte schön die Cloud-Version benutzen. Auch die Karte funktioniert leider nicht mehr.

Doch als größtenteils privater Anwender kann ich auf die Kamera-Updates ganz gut verzichten. Natürlich könnte ich - beruflich im Besitz einer Adobe CC Volllizenz auch die aktuellste Version nutzen, doch was, wenn ich die Cloud-Lizenz einmal nicht mehr nutzen/bezahlen möchte oder kann? (Was natürlich auch zur Frage führt - auf welches Bildkatalogisierungspferd setzt eins, wenn eins Fotos zukunftssicher bis ins Jahr 2040 oder sogar darüber hinaus archivieren möchte?)

2013 habe ich also angefangen meine vielen digitalen privaten Fotos und die vielen Reise-, Landschafts-, Garten und Architekturfotos zu archivieren.

Dabei verlasse ich mich nicht nur auf die digitalen Methoden der Archivierung mit Lightroom, nein, auch die Foto-Dateien werden nach einfachen und nachvollziehbaren Regeln auf nur einer Festplatte gespeichert (bis Januar 2020 reichte eine 2 TB Festplatte, jetzt ist es eine mit 4 TB). Dabei gehe ich nach folgendem Prinzip vor:

  • alle Bilder zu einem Ereignis/einem Thema werden in einzelne Ordner gespeichert
  • das Prinzip ist > Jahr > Monat > Ereignis mit Datums-, Orts- und Personenangabe
  • die Monatsordner sind zusätzlich zur besseren Darstellung nummeriert
  • ausnahmslos gilt diese für alle Bilder

Gescannte Bilder und digitalisierte Analogbilder verfügen über ein eigenes Ordner- / Ordnungssystem in eigenen Unterverzeichnissen. Das trifft auch auf die Sicherung von Instagram-, Whatsapp-, Storyboard- und bearbeiteten Bildern zu sowie auf alle Videos.

Wie mit den vielen Rohdaten und Dateiformaten umgehen?

Mit dem Kauf meiner beiden Sigma DP Merrills kam ich in die Not, dass die Rohdaten nicht in Lightroom importierbar sind. Also müssen diese vor dem Import in Tifs umgewandelt werden.

Diese werden dann in weiteren Unterordneren archiviert > tifs, > jpgs und > rohdaten.

Mit diesem System kann ich meine Erinnerung und mein Gedächtnis bestmöglich unterstützen. Wenn ich eine grobe Erinnerung an das Jahr habe oder mir ein Stichwort einfällt sind die Bilder in Lightroom schnell gefunden. Alternativ kann ich auch immer mit Schlagwörtern auf der Festplatte suchen oder mich durch die Verzeichnisse klicken.

Nach dem Dateien ordnen

In Lightroom importieren

Nach dem Verstauen der Dateien importiere ich die Bilder in Lightroom. Im ersten Schritt bekommen alle importierten Bilder schon vor dem Import Schlagworte, die zum Ereignis gehören, nach dem klassischen Polizei-Notruf-Prinzip:

  • Wo ist das Ereignis?
  • Wer ist drauf?
  • Was ist drauf?
  • Was passiert?
  • Wann war es?
  • Wie fühlte ich mich?
  • Wer macht was?

Sind die Bilder importiert, geht es je nach Ereignis an das Verfeinern. Dabei gibt es natürlich viele verschiedene Vorgehensweisen:

  • ich vergebe Schlagworte nach vorherrschenden Farben
  • natürlich alle im Bild auftauchenden Personen
  • bei Portraits besondere Gesichtsausdrücke, besondere Kleidung, Mimik, Hüte
  • bei Orten mehr Details zu Objekten
  • wie ist das Licht, Sonne, Regen, Gegenlicht etc
  • wie fühlte ich mich in diesem Moment, wenn ich es noch weiß
  • welche Blumen, Gegenstände darauf sind
  • gehören die Bilder zu einer Reihe oder zu einem sich wiederholenden Ereignis
  • besondere Schlagworte für ein späteres leichteres Auffinden
  • etc

Wenn ich Zeit habe, nehme ich mir noch eine flüchtige Bewertung vor. Das war es dann schon, bei 300 Fotos bei einem Ereignis kommen da ein paar Minuten zusammen!

Klingt alles sehr ordentlich, oder?

Fotos archivieren - So wie hier sieht das in jedem Jahr und in jedem Monat aus.
So wie hier sieht das in jedem Jahr und in jedem Monat aus.
Ordnung ist ein andauernder Prozess

Und dann habe ich geschlampt

Das von außen sieht nach einem ehernen und eisernen Prinzip aus. Ist es aber nur dann, wenn eins sich regelmässige Archivierungsrituale zulegt. Habe ich aber leider nicht. Merde.

Ich fotografiere viel und zwischendrin, und wenn ich gerade mal schnell mit der Kamera aus dem Haus muss, werden die Bilder eben schnell in einem Ordner Bildeingang abgelegt. Oder die Rohdaten werden nicht in anschaubare und importierbare Tifs umgewandelt. Selbst wenn ich die Bilder nicht dort ablegte, sondern ordentlich wegsortierte (s.o.), habe ich sie nicht in Lightroom importiert. Nicht in Lightroom verschlagwortet. So türmte sich die letzten Jahre ein mittelprächtiger Archivierungsberg auf. Das es eine Sisyphos-Arbeit ist, war mir schon klar, sie kommt immer wieder. Aber es wurde auch eine Herkules-Aufgabe. Herkules und Sisyphos sind jetzt gute Freunde geworden.

Neben dem konventionellen Fotoberg türmte sich noch ein anderer auf: die ganzen Handybilder. Die möchte ich aber auch gerne in meinem Bildarchiv haben. Leider habe ich auch die Handybilder nicht sehr ordentlich und gewissenhaft gesichert. Nämlich immer nur als Komplettsicherung beziehungsweise Komplettdownload vom Smartphone. In verschiedenen Ordnern, von verschiedenen Smartphones. Meine Fotoplatte entwickelte sich zu einem richtigen Messie-Haufen von unsortierten ungeordneten und nicht katalogisierten Fotos und Mediendateien.

Endlich Ordnung

So ging es nicht weiter

Ende letzten Jahres, in dieser wunderbaren Phase, die wir in Deutschland zwischen den Jahren nennen, hatte ich ein paar Tage Zeit und so wurden es letztlich viele Tage und Dutzende von Stunden, in denen ich digitale Ordnung geschaffen habe. Ich habe geprüft, ob ich Bilder schon importiert hatte, habe Dubletten gelöscht, Fotos gesichert, kopiert und gespeichert, meine Google-Fotocloud geleert, Bilder mit der Sigma-Fotosoftware in 16bit-Tifs umgewandelt, habe Ordner für jpg-Dateien, Tifs, Rohdaten angelegt. Und dann habe ich alle Bilder in eine einzige Lightroom-Datei importiert und alle getaggt und verschlagwortet. 45.000 Bilder sind jetzt in dieser Datenbank und es fehlen die gescannten Negative und Dias.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Geleisteten, ich frage mich nur, warum mich diese Arbeit so erschöpft hat, dass ich danach regelrecht in ein Loch gefallen bin.

Darüber habe ich einen eigenen Artikel geschrieben, diesen findet Ihr hier.

tl, dr;

Bilder ordentlich archivieren ist eine häufig unterschätzte zeitaufwändige Angelegenheit. Wenn man einmal damit fertig ist, beruhigt die Ordnung aber ungemein.

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