Kognitive Dissonanz

Ein paar lose Gedanken zum Artikel von Ewan Morrison in Psychology Today

Wie lassen sich die Probleme lösen, die in Zusammenhang mit kognitiver Dissonanz entstehen?

Der schottische Autor Ewan Morrison hat einen Text über kognitive Dissonanz geschrieben, und zu einer Replik aufgefordert beziehungsweise angeregt über ihn nachzudenken und etwas zurückzuschreiben.
  
Bei Twitter ist nicht genügend Platz, aber ich finde es wert meine Gedanken dazu zu posten, auch wenn diese etwas unsortiert sind.

Den Artikel findet Ihr hier:  

Psychology today

Biden’s Covid Probe and Cognitive Dissonance
How do we cope with two opposing explanations of the pandemic?
  
Morrison nennt einige Strategien zur Bewältigung von kognitiver Dissonanz (in Kürze, lest bitte selbst den Artikel)

- Stoizismus: Der Beginn der Philosophie ist das Erkennen von Konflikten zwischen Meinungen
- Beziehungen in Betracht ziehen: Stellt Euch die Positionen als Ehepaar vor
- Pragmatismus: Ihr werdet das Problem nicht lösen, also bastele ich mir eine temporäre Lösung
- die Wahrheit und nichts als die Wahrheit: Ich wähle eine Wahrheit aus
 
Ich hoffe sehr, dass ich alles richtig wiedergegeben habe. Alle Fehler in der Verkürzung gehen zu meinen Lasten.

Meine Replik

Wir brauchen mehr Erkenntnisse

Aus Zeitgründen sind es nur ein paar eher lose Gedanken, eventuell unzusammenhängend.

Zuerst: ich glaube nicht, dass wir die Frage klären können, woher das Virus kam. Zumindest glaube ich nicht daran, dass wir es noch herausfinden werden. Diese Frage erzeugt bei mir keine kognitive Dissonanz mehr. Was wiederum zu kognitiver Dissonanz bei mir führt ist, wenn Politiker davon reden, die richtigen Maßnahmen zu treffen, es aber nicht tun. Diesen Stress kann ich mit keiner Deiner Methoden, die ich persönlich sehr sehr hilfreich finde, bewältigen. Der Streß, den das erzeugt, macht meine Seele kaputt. Da hilft nicht viel. Meine Psychologin sagte mir, um mir zu helfen, müsse ich die ganze Problemstellung abwehren, weil sie nichts mit mir zu tun habe. 

Meine Methode: Abwehr mit Gestik

Es mutet ein wenig wie verrückte Zauberei an: Dazu habe ich mir eine Geste angewöhnt, weil sie meinte, Gesten werden irgendwann eine Rückkopplung in den Geist geben: Ich strecke beide Hände abwehrend von mir weg.

Da ich unter visueller Hyperaufmerksamkeit leide, bin ich außerhalb meiner gewohnten und häuslichen Umgebung oft gestresst. Wir brauchen, um die Klimakrise aufzuhalten, weniger Straßen, weniger Umweltzerstörung. Das Gegenteil ist der Fall. Also: Dauerstress, wenn ich mich in den Medien oder in der Öffentlichkeit bewege. Ich kann natürlich nicht den ganzen Tag mit ausgestreckten Händen herumlaufen, möchte es aber. Ich werde mir die im Artikel genannten Strategien zu Herzen nehmen.

Um eine andere Frage zu beantworten: Welche Dinge erzeugen denn kognitive Dissonanz? Bei mir ist es:Um eine andere Frage zu beantworten: Für mich ist es hauptsächlich: Nicht zu sagen, was man tut, beziehungsweise nicht zu tun, was man sagt. In meinen Augen gibt es nur wenige Möglichkeiten, was dahinter steckt: Inkompetenz, systemischer Fehler, Absicht. Was aber, wenn ich auf alle drei Dinge keinen Einfluss habe? Ich kann nicht den Kopf in den Sand stecken. Wenn ich Einfluss habe, dann versuche ich, ihn auszuüben, ich versuche, mit den Menschen um mich herum darüber zu sprechen. Sie sagen, Sie lieben mich, aber Sie wollen mich nicht umarmen. Das erzeugt in mir gewaltige Mengen Stress. Studien (leider finde ich sie nicht) sollen ergeben haben, dass Mütter, die ihren Kindern tägliche sagen, wie sehr sie sie lieben, aber sie nie umarmen, wenn die Kinder dies möchten, Schizophrenie bei den Kindern auslösen.

Wer löste den Corona Virus aus?

Zu der Frage, wer Corona ausgelöst hat: Ist das die richtige Frage? In Deutschland starben im letzten Jahr durch Corona manchmal jeden Tag im übertragenen Sinne Flugzeuge voller Menschen. Wenn in der Vergangenheit real eines abstürzte, gab es immer Gedenkfeiern, die Kanzlerin kam, die Hinterbliebenen wurden alle eingeladen. Aber jeden Tag. Wie soll das eine Gesellschaft verkraften?

Aber: Was haben wir davon, nach den Ursachen zu forschen? Meine Psychologin behandelt auch Vergewaltigungsopfer. Sie sagte mir, es bringt nichts, nach der Ursache zu suchen. Man muss sich mit dem Heute beschäftigen. Man hätte heute ein Problem durch den verursachten psychischen Schaden, die Rückschau, die Fehlersuche, die Schuldsuche brächte nichts. Im Gegenteil müsse man versuchen auf das Jetzt zu schauen, mit dem Jetzt fertig zu werden.

Mit anderen Worten: Definieren wir das Problem richtig? Der französische Philosoph Bergson sagt sinngemäß, dass die Lösung des Problems nicht von der Problemlösung komme, sondern von der vorher richtig gestellten Problemdefinition. Dann geht es eher darum, wie wir das akute Problem, dass Menschen immer noch sterben, lösen, wie wir es in Zukunft verhindern. Die Suche nach Schuld ist immer auch die Suche nach Sühne, das ist wahrscheinlich eine kulturelle Frage.

Den Opfern helfen

Die Gesellschaft braucht in dieser Frage Hilfe. Denn wenn die Gesellschaft sieht, dass diese ganzen Opfer nicht dieselbe Hilfe, dieselbe Anteilnahme bekommen, wie die Opfer von punktuellen tragischen Ereignissen, was macht dies mit dem Bewusstsein der Gesellschaft, von der Tragik der Hinterbliebenen und chronischen Kranken ganz zu schweigen.

Der Landtag in NRW hat diese Woche Luftfilter für alle öffentlichen Bereiche des Landtages beschafft, aber weigert sich, dasselbe für die Schulen zu tun. Das erzeugt massive Wellen kognitiver Dissonanz bei mir, die ich nur mit Abwehr, vielleicht einem wütenden Tweet reduzieren kann.

Was für mich nach der Lektüre des Artikels von Ewan Morrison bleibt: Neue Bewältigungsstrategien bei kognitiver Dissonanz, die mir in bestimmten Momenten helfen können.

Erkenntnis vs. Meinung

In der Corona-Pandemie konnte man oft erleben, dass sich Politiker eine eigene Meinung zum Ansteckungsrisiko bildeten, dazu wie gut Kinder geschützt werden sollten, was am besten für Kinder ist. Ich würde mir wünschen, wir würden generell mehr über Erkenntnisse sprechen, vor allem wissenschaftliche, ob theoretisch oder empirisch, und weniger über Meinungen und Positionen. Es gibt zu viel Meinung in der Öffentlichkeit und zu wenig Erkenntnis. Diese Diskrepanz löst bei mir auch häufig kognitive Dissonanz aus.

Wenn man etwas nicht genau weiß, dies bitte sagen. Sonst schweigen. Weniger disruptive dissonate diskursive Artikel schreiben. Mehr Erkenntnisse publizieren.

tl, dr;

Meine Gedanken zum Artikel von Ewan Morrison in Psychology today: Definieren wir das Problem richtig? Meiner Meinung nach braucht es mehr Erkenntnis und weniger Meinung.

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