Alexandria Gazette

vom Samstag, 28. September 1850

Syllabus

Ein Artikel, der die frommen Überzeugungen der Sängerin Jenny Lind herausarbeitet und zitiert und zu einer eigenen nationalen Musik aufruft.

Original Text

Jenny Lind. A clerical correspondent of the New York Evangelist, recently returned from Europe, gives, from personal acquaintance, the following pleasing account of this celebrated singer:

The arrival of Jenny Lind amongst us is anticipated, not only by artists and amateurs, but by all classes in the community, with peculiar interest. Children, even infants, lisp her name with delight. and "grave and reverend seignors" express the desire to see her face and hear the tones of her matchless voice. Now, why is this? Why this interest and uneasiness for one we have never seen? I answer, because she is peculiar. Her position is unique. To unrivalled musical talents, she adds great personal worth. She is no trifler - no musical flirt, or dancing coquette. She is hardly less distingushed for purity of life, for loveliness of disposition, and for the varied accomplishments which embellish and perfect human nature, than for her powers of song.

I do not believe her perfect; but I do believe she unites so many beautiful traits of character with exquisite musical taste, that she has become in no ordinary sense a type of goodness as well as the type of song. In her personal appearance, she is prepossessing, though not beautiful : she has only to open her month to charm you. In private intercourse she exhibits, in an eminent degree, that virtue which an apostie has denominated woman's best ornament - a meek and quiet spirit.

As to her singing. I shall not attempt a description of it. Here it takes Jenny Lind to describe Jenny Lind, and in due time, I doubt not, she will do it in her own way, and to the entire satisfaction of all who hear her. In its richness, freshness, and thrilling effect, it is incomparable: and whoever hears it but once. will never regret it nor forget it. But her position in other respects is peculiar. She comes not to this country to make a display of her musical powers upon the stage, nor to grace by her presence, nor by the mellifluous tones of her voice, the theatre or the opera. Her principles on this subject are well known and firmly established. In a conversation on this subject, she said to me with great emphasis "I never did like the stage. My friends discovered that I had musical talents long before I did, and desired me to appear in public. But it was not till after much sohertation that I consented, and then, only on condition that I should control the stage, and it possible, change its chaiacier. I always felt, as I do now, that music is divine, that it is from heaven, that there is no manner of sin or wrong in it and that it should not be debased, nor be made the instrument of evil. Music has a high and holy mission to perform, and we should not sing simply to amuse, but to purify, to elevate, to instruct." With such sentiments, it is easy to imagine that she effected, as she did, salutary changes in the character of the stage in her own country, as well as in some parts of Germany.

But it was not till she visited Great Britain and France that she became convinced that the task she had undertaken was hopeless, and that she could do more for the art she loved so well, by separating herself from the stage altogether. This she has done. She is no longer an opera singer. After mature experience and observation, and now when all are agreed in pronouncing her the first vocalist of the age, she pronounces against it. She unhesitatingly expresses her belief that it is alike unfriendly to morals and to song, and opposes it by the influence of her name, her reputation, and her talents.

Have we not, then, much to expect from her mission to our country, and should not the lovers of purity, and of pure and elevated song. hold it as a great blessing? Will it not give a new impulse to musical art, and is not such a result to be devoutly desired? Is it not time that our country produced something original, some artist of real distinction! Our composers have dealt in foreign wares long enough. - some of them have worked into Haydn, Mozart, and Beethoven. lot to mention Mendelssohn and Spohr, as the mason in building does into a stone quarry. But it should be so no longer. Our music should not be European nor imitative. It should be national and distinctive: and if so, it must be orginal.

Deutsche Übersetzung

Jenny Lind. Ein kirchlicher Korrespondent des New York Evangelist, der kürzlich aus Europa zurückgekehrt ist, gibt aus persönlicher Bekanntschaft den folgenden erfreulichen Bericht über diese gefeierte Sängerin:

Die Ankunft von Jenny Lind bei uns wird nicht nur von Künstlern und Amateuren, sondern von allen Schichten der Gesellschaft mit besonderem Interesse erwartet. Kinder, sogar Säuglinge, flüstern ihren Namen mit Entzücken, und "ernste und ehrwürdige Würdenträger" äußern den Wunsch, ihr Gesicht zu sehen und die Töne ihrer unvergleichlichen Stimme zu hören. Aber warum ist das so? Warum dieses Interesse und diese Aufregung um eine Person, die wir nie gesehen haben? Ich antworte, weil sie etwas Besonderes ist. Ihre Stellung ist einzigartig. Zu ihren unvergleichlichen musikalischen Talenten gesellt sich ein großer persönlicher Wert. Sie ist keine Belanglosigkeit - kein musikalischer Flirt oder tänzerische Kokette. Sie zeichnet sich kaum weniger durch die Reinheit des Lebens, die Liebenswürdigkeit des Gemüts und die vielfältigen Fähigkeiten aus, die die menschliche Natur verschönern und vervollkommnen, als durch ihre Fähigkeit zu singen.

Ich glaube nicht, dass sie perfekt ist; aber ich glaube, dass sie so viele schöne Charakterzüge mit exquisitem musikalischen Geschmack vereint, dass sie in keinem gewöhnlichen Sinne ein Typus der Güte wie auch ein Typus des Gesangs geworden ist. In ihrer persönlichen Erscheinung ist sie vorteilhaft, wenn auch nicht schön: sie muss nur ihren Monat öffnen, um Sie zu bezaubern. Im privaten Umgang zeigt sie in besonderem Maße jene Tugend, die ein Apostel als die beste Zierde der Frau bezeichnet hat - einen sanften und ruhigen Geist.

Was ihren Gesang betrifft. Ich werde nicht versuchen, ihn zu beschreiben. Hier braucht es Jenny Lind, um Jenny Lind zu beschreiben, und zu gegebener Zeit, daran zweifle ich nicht, wird sie es auf ihre eigene Art und Weise tun, und zur vollen Zufriedenheit aller, die sie hören. In ihrem Reichtum, ihrer Frische und ihrer mitreißenden Wirkung ist sie unvergleichlich, und wer sie nur einmal hört, wird es weder bereuen noch vergessen. Aber auch in anderer Hinsicht ist ihre Stellung eigenartig. Sie kommt nicht in dieses Land, um ihre musikalischen Fähigkeiten auf der Bühne zur Schau zu stellen, noch um durch ihre Anwesenheit oder durch die lieblichen Töne ihrer Stimme das Theater oder die Oper zu verschönern. Ihre diesbezüglichen Grundsätze sind wohlbekannt und fest verankert. In einem Gespräch über dieses Thema sagte sie zu mir mit großem Nachdruck: "Ich habe die Bühne nie gemocht. Meine Freunde entdeckten meine musikalische Begabung schon lange vorher und wollten, dass ich öffentlich auftrete. Aber erst nach langem Zureden willigte ich ein, und dann auch nur unter der Bedingung, dass ich die Bühne beherrschen und, wenn möglich, den Charakter wechseln sollte. Ich war immer der Meinung, und bin es auch heute noch, dass die Musik göttlich ist, dass sie vom Himmel kommt, dass es in ihr keine Sünde und kein Unrecht gibt und dass sie nicht entwürdigt und nicht zum Instrument des Bösen gemacht werden darf. Die Musik hat eine hohe und heilige Aufgabe zu erfüllen, und wir sollten nicht nur zur Unterhaltung singen, sondern um zu reinigen, zu erheben und zu belehren." Bei solchen Ansichten kann man sich leicht vorstellen, dass sie sowohl in ihrem eigenen Land als auch in einigen Teilen Deutschlands heilsame Veränderungen im Charakter der Bühne bewirkte.

Aber erst als sie Großbritannien und Frankreich besuchte, kam sie zu der Überzeugung, dass die Aufgabe, die sie übernommen hatte, hoffnungslos war und dass sie mehr für die Kunst, die sie so sehr liebte, tun konnte, indem sie sich ganz von der Bühne trennte. Dies hat sie getan. Sie ist keine Opernsängerin mehr. Nach reifer Erfahrung und Beobachtung, und jetzt, wo alle darin übereinstimmen, sie zur ersten Sängerin der Zeit zu erklären, spricht sie sich dagegen aus. Sie bringt ohne Zögern ihre Überzeugung zum Ausdruck, dass die Oper der Moral und dem Gesang gleichermaßen abträglich ist, und wendet sich mit dem Einfluss ihres Namens, ihres Rufs und ihres Talents gegen sie.

Haben wir also nicht viel von ihrer Botschaft an unser Land zu erwarten, und sollten die Liebhaber der Reinheit und des reinen und erhabenen Liedes sie nicht als großen Segen betrachten? Wird sie der musikalischen Kunst nicht einen neuen Impuls geben, und ist ein solches Ergebnis nicht von Herzen zu wünschen? Ist es nicht an der Zeit, dass unser Land etwas Originelles hervorbringt, einen Künstler von echtem Rang! Unsere Komponisten haben lange genug mit ausländischen Waren gehandelt. - Einige von ihnen haben sich in Haydn, Mozart und Beethoven eingearbeitet, ganz zu schweigen von Mendelssohn und Spohr, wie der Maurer in den Steinbruch. Aber so sollte es nicht mehr sein. Unsere Musik sollte weder europäisch noch nachahmend sein. Sie sollte national und unverwechselbar sein: und wenn, dann muss sie originell sein.